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Ganz besondere Glückskinder

Lola Panther (abgeänderter Name) wurde 1980 adoptiert, sie war zu der Zeit gerade drei Wochen alt. Sie hatte eine glückliche Kindheit und wuchs mit zwei Geschwistern auf, die ebenfalls adoptiert sind.

Was wissen Sie über Ihre leiblichen Eltern und Ihre Adoption?

Lola Panther: Die erste Woche hatte meine Mutter mich noch behalten – aber dann hat sie wohl für sich beschlossen, dass sie das einfach nicht schafft: Sie war 20, hatte auf einer Party einen One-Night-Stand, sie wohnte noch zu Hause bei den Eltern. Der Vater war schwer krank und die Mutter mit der Pflege des Vaters schon fast überfordert. Deshalb kam ich erst mal zwei Wochen ins Kinderheim, bevor meine Adoptiveltern mich zu sich nahmen.

Haben Sie in Ihrer Familie über das Thema Adoption gesprochen?

Lola Panther: Meine Eltern sind sehr offen mit dem Thema Adoption umgegangen. Sie haben uns immer vermittelt, dass wir ganz besondere Glückskinder sind, auch weil wir sie so glücklich gemacht haben.
Als Kind dachte ich, dass meine Eltern durch das Kinderheim gegangen sind und das Baby mitgenommen haben, das sie am süßesten fanden – und das war ich. Als mich einmal eine Freundin in der Grundschule beschimpfte: „Außerdem bist du adoptiert!“, habe ich ihr prompt geantwortet: „Meine Eltern durften mich aussuchen, aber deine mussten dich nehmen!“

Haben Sie je das Bedürfnis verspürt. Ihre leibliche Mutter kennenzulernen?

Lola Panther: Lange Zeit hatte ich kein Bedürfnis, meine Mutter zu suchen – ich hatte ja eine Familie. Als jedoch 2011 meine eigene Tochter zur Welt kam, hat sich mein Blick verändert: Als sie eine Woche alt war, also so alt wie ich, als meine Mutter mich weggab, habe ich nur geheult und dachte, ich würde verrückt werden, wenn ich dieses Kind jetzt weggeben müsste. Da bin ich die Frage nicht mehr losgeworden, was meine Mutter so tief bewegt hat.
Also habe ich sie über eine Beratungsstelle ausfindig gemacht. Wir haben uns dann dort im Büro getroffen, zusammen mit einer Beraterin. Sie war erleichtert, dass ich keinerlei Groll habe. Mir war sie sympathisch, aber es hat mich gewundert, dass wir uns gar nicht ähnlich sahen. Seither habe ich sie nicht mehr kontaktiert. Mein grundlegendes Gefühl ihr gegenüber ist von Respekt und Dankbarkeit geprägt – sie war verantwortungsvoll und wollte ein möglichst gutes Leben für mich.

Das Interview wurde im Auftrag des Bundesfamilienministeriums im Rahmen des Magazins „Blickwechsel Adoption“ geführt.