Am 19. September tauschten sich Politik und Wirtschaft beim Unternehmenstag "Erfolgsfaktor Familie" über Fachkräftesicherung, Erwerbstätigkeit von Müttern und Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus. Im Mittelpunkt der Veranstaltung mit Bundesfamilienministerin Karin Prien und dem Präsidenten der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, standen die Ergebnisse der neuen Expertise der Prognos AG "Mehr ist möglich! Was Betriebe tun können, damit Mütter ihre Arbeitszeitwünsche umsetzen können".
Betriebliche Bedingungen für Mütter verbessern
Die Ergebnisse liefern wichtige Impulse dafür, wie Unternehmen das Fachkräftepotenzial von Müttern besser erschließen können. Grundlage ist eine repräsentative Befragung von über 1500 teilzeitbeschäftigten Müttern in Deutschland. Das Ergebnis: Die betriebliche Vereinbarkeitspolitik hat einen erheblichen Einfluss auf die Bereitschaft von Müttern, ihre Arbeitszeit zu erhöhen. Fast die Hälfte der teilzeitbeschäftigten Mütter (45 Prozent) würde ihre Arbeitszeit erhöhen - wenn betriebliche Bedingungen wie Flexibilität, Kommunikation und Karriereperspektiven verbessert würden. Das entspricht einem Potenzial von rund 14 Millionen zusätzlichen Wochenstunden, beziehungsweise etwa 350.000 zusätzlichen Vollzeitäquivalenten.
Bundesfamilienministerin Karin Prien: "Mütter leisten Enormes - zu Hause wie im Beruf. Viele wären bereit, mehr zu arbeiten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen: verlässliche Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten und echte Partnerschaft zu Hause. Die Expertise zeigt: Mehr ist möglich! Politik und Arbeitgeber können gemeinsam ein großes Potenzial heben - nicht nur für die Familien, sondern auch für unsere Wirtschaft. Wir wollen Mütter nicht drängen, sondern unterstützen. Als Bundesregierung werden wir in den nächsten Jahren Milliarden in die Kitas und Schulen investieren. Außerdem werden wir durch das Elterngeld Anreize für mehr Partnerschaftlichkeit setzen."
DIHK-Präsident Peter Adrian: "Wenn wir es schaffen, Eltern - insbesondere Müttern - den schrittweisen Wiedereinstieg und die Ausweitung ihrer Arbeitszeit zu erleichtern, profitieren alle: Familien, Unternehmen und der Arbeitsmarkt. Wir sprechen hier von einem Potenzial, das mehreren Hunderttausend Vollzeitstellen entspricht. Die Rechnung ist letztlich ganz einfach: Mehr Vereinbarkeit ermöglicht mehr Erwerbsarbeit. Und mehr Erwerbsarbeit führt zu mehr Wohlstand."
Weitere Ergebnisse der Expertise:
- 91 Prozent der Mütter sind der Auffassung, dass neben dem Staat auch Arbeitgeber eine Verantwortung dafür haben, dass Beruf und Familie vereinbar sind.
- Unter den derzeitigen Bedingungen ist ein Großteil der Mütter zufrieden mit ihren Arbeitszeiten. 17 Prozent der Mütter würden gerne ihre Arbeitszeit erhöhen, acht Prozent würden ihre Arbeitszeit lieber reduzieren.
- Bei verbesserten betrieblichen Bedingungen wären 45 Prozent der Mütter bereit, ihre Arbeitszeit zu erhöhen. Im Durchschnitt würden die Mütter in Deutschland ihre Arbeitszeit auf eine 33-Stunden-Woche anheben.
- Zu den betrieblichen Voraussetzungen für eine Arbeitszeitausweitung gehört vor allem Flexibilität in der individuellen Arbeitszeitgestaltung. Viele Mütter würden ihre Arbeitszeit gerne ausweiten, haben aber Sorge, ob dies mit ihren familiären Aufgaben vereinbar ist. Hier wünschen sie sich "Probephasen", um einen höheren Stundenumfang ausprobieren und bei unerwarteten Herausforderungen in der Familie reagieren zu können.
- Weitere Voraussetzungen sind eine persönliche Kommunikation und mehr Karriereoptionen. 38 Prozent der Mütter geben an, dass sie schlicht eine aktive Ansprache durch den Arbeitgeber zu einer Arbeitszeiterhöhung bewegen könnte. Tatsächlich wurden bislang aber nur vier Prozent gezielt darauf angesprochen. 41 Prozent der Mütter benennen bessere Entwicklungsmöglichkeiten als Anreiz zur Arbeitszeiterhöhung.
9000 Unternehmen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Beim Unternehmenstag haben Bundesfamilienministerin Karin Prien und DIHK-Präsident Peter Adrian zudem die Messe München GmbH als 9000. Mitglied im Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" begrüßt. Das Unternehmen unterstützt seine Beschäftigten bereits bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und möchte sein Engagement im Rahmen seiner Mitgliedschaft weiter ausbauen und von den Angeboten des Netzwerks profitieren.
Das Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie"
Das Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" ist mit 9000 Mitgliedern bundesweit die größte Plattform für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die sich für eine familienbewusste Personalpolitik engagieren oder interessieren. Das Netzwerk wurde 2007 vom Bundesfamilienministerium und der heutigen Deutschen Industrie- und Handelskammer gegründet. Mitglied können alle Unternehmen und Institutionen werden, die sich zu einer familienbewussten Personalpolitik bekennen und sich engagieren wollen. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei.