-
Kontakt Wir beantworten Ihre Fragen.
-
Beratung vor Ort Finden Sie zuständige Behörden und Beratungsstellen.
Sie befinden sich hier:
Ein neues Zuhause für ein Kind
Jedes Kind hat eine Geschichte, die vor der Adoption liegt. Sie zu kennen, ist wichtig für das eigene Selbstwertgefühl. Ein Interview mit der Sozialpädagogin Dr. Carmen Thiele, Fachreferentin des PFAD Bundesverbandes der Pflege- und Adoptivfamilien e.V.
Wenn ein Paar ein Kind adoptieren möchte, was geben Sie ihm mit auf den Weg?
Dr. Carmen Thiele: Es ist wichtig, dass Paare, die ein Kind adoptieren möchten, ihre eigene Situation genau hinterfragen. Sie müssen sich im Klaren darüber sein, warum sie ein Kind adoptieren möchten. Ein Kind ist nicht dazu da, ihre Wünsche zu erfüllen, sondern ein Kind braucht neue Eltern. Deshalb ist es wichtig, dass sich Adoptiveltern auf die Bedürfnisse des Kindes einstellen und immer vom Kind aus denken.
Welche Rolle spielt die abgebende Mutter für zukünftige Adoptiveltern?
Dr. Carmen Thiele: Es ist uns wichtig, dass die annehmenden Eltern die Entscheidung der Herkunftsmutter wertschätzen. Sie hat verantwortungsvoll gehandelt, weil sie gesehen hat, dass sie zu diesem Zeitpunkt das Kind nicht gut versorgen kann. Das sollte auch dem Kind so vermittelt werden, denn das Wissen um seine biologischen Wurzeln ist wichtig für seine Entwicklung. Adoption heißt immer auch, zu akzeptieren, dass das Kind eine Geschichte hat, die vor der Adoption liegt, und dass dieser Teil der Geschichte zu seinem Leben dazugehört.
Warum ist das Wissen um seine biologischen Wurzeln so wichtig für ein Kind?
Dr. Carmen Thiele: Vom Wissen um die biologischen Wurzeln hängt auch das Selbstwertgefühl des Kindes ab. Wenn ich annehme, dass meine leiblichen Eltern schlechte Menschen sind, habe ich selbst auch das Gefühl, schlecht zu sein. Des halb ist es wichtig, dass es keine negativen Zuschreibungen an die abgebenden Mütter gibt. Auch Kindern aus problematischen Situationen muss es möglich sein, eine Geschichte zu bauen, die sie gut bewältigen können. Kinder leiden auch darunter, wenn kein positives Bild entstehen kann, weil sie nicht wissen, wo sie herkommen. Das ist der Fall, wenn die Mutter anonym bleibt.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesfamilienministeriums im Rahmen des Magazins „Blickwechsel Adoption“ geführt.