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Erfahrungsberichte Pflegefamilien
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Bianca Haab lebt mit ihrem Sohn in einer Wohngemeinschaft mit einer weiteren Pflegemutter, deren Tochter und einer sehr geduldigen Hündin © Theresa Maria Forthaus Bianca Haab lebt mit ihrem Sohn in einer Wohngemeinschaft - "eine öffentliche Familie" mit starkem Netz. Den wohl schönsten Moment schenkte ihnen die Bauchmama: ein aufrichtiger Segen für den gemeinsamen Weg.
Möchten Sie Sich kurz vorstellen?
Ich bin Bianca Haab, geboren 1987, und arbeite als Personalmanagerin in einem Software-Konzern. Gemeinsam mit meinem fast vierjährigen Sohn lebe ich in einer Wohngemeinschaft mit einer weiteren Pflegemutter, deren Tochter und einer sehr geduldigen Hündin. Mein Partner wollte kein Pflegevater sein, weshalb wir getrennte Haushalte führen; für meinen Sohn ist er dennoch eine geliebte Bezugsperson. Wir verbringen Feiertage und Urlaube gemeinsam, und einmal pro Woche übernachten wir wechselseitig im jeweils anderen Zuhause. Im Alltag erziehe ich meinen Sohn alleinverantwortlich. Wir wohnen in Bremen, im Klimaquartier Ellener Hof, in einem genossenschaftlichen Wohnprojekt - einem Umfeld, in dem man sich trägt und unterstützt. Denn, wie man so schön sagt: Es braucht ein Dorf.
Was hat Sie damals dazu bewegt, Pflegeeltern zu werden?
Schon als Kind habe ich verstanden, dass es Kinder gibt, die kein Zuhause haben. Bei uns lagen die Zeitschriften gemeinnütziger Organisationen, meine Mutter spendete regelmäßig und ich hatte Freundinnen und Freunde, die in Heimerziehung groß geworden sind. So habe ich ihre Lebensrealität kennengelernt und gesehen, wie viel Leid entsteht, wenn Kindern stabile Bindungen fehlen. Für mich stellte sich die Frage: Was kann man tun, damit alle Kinder in einer Familie groß werden? Meine Antwort war schlicht und klar: keine leiblichen Kinder bekommen, sondern - wenn die Zeit für Familie reif ist - Kinder aufnehmen. Daran habe ich mein Leben und meine Partnerschaften ausgerichtet; leibliche Kinder kamen für mich nie infrage, weil der Bedarf an aufnahmebereiten Familien nach wie vor groß ist.
Der schönste Moment für Binaca war der "Segen" der Bauchmama für den gemeinsamen Weg von Bianca und ihrem Pflegesohn © Theresa Maria Forthaus Können Sie eine Ihrer schönsten Erinnerungen mit Ihrem Pflegekind bzw. Ihren Pflegekindern teilen?
Meine schönste Erinnerung hängt mit der leiblichen Mutter meines Sohnes zusammen. Seit seiner Geburt hat sie es nicht geschafft, ihn zu sehen. Einen Tag vor seinem Umzug zu mir - da war er vier Monate alt - erschien sie zu einem Hilfeplan-Gespräch beim Jugendamt. Formal ging es lediglich um die Zustimmung zum Wechsel von der Übergangspflege in die Vollzeitpflege; er hatte von Beginn an einen Vormund, ihre Anwesenheit war nicht erforderlich. Und doch kam sie, um mich kennenzulernen und uns ihren aufrichtigen Segen zu geben. Sie weinte, der Termin ging ihr sichtlich nah, und dennoch sah sie mir fest in die Augen und wünschte uns ehrlich und von Herzen alles Gute für unseren gemeinsamen Weg. Wer ein Kind neun Monate unter dem Herzen trägt, dem fällt das Loslassen sicherlich unendlich schwer; ich respektiere ihre Kraft sehr. Mein Sohn kennt seine Bauchmama nicht, aber wenn wir über sie sprechen, denke ich an diesen Tag zurück und versichere ihm, dass sie ihn liebt und stets versucht hat, die besten Entscheidungen für ihn zu treffen - auch wenn das bedeutete, loszulassen.
Welche Veränderungen hat die Pflegeelternschaft in Ihrem Alltag und in Ihrem Leben bewirkt?
Wir sind eine sogenannte öffentliche Familie: An Entscheidungen sind verschiedene Akteure beteiligt, und viele Menschen schauen mit auf das Wohl des Kindes. Das bedeutet Koordination und Abstimmung, aber auch ein großes Netz an Unterstützung. Ich bin dankbar, dass so viele mit unterschiedlichen Perspektiven dazu beitragen, Kindern die bestmöglichen Chancen zu eröffnen - und dass ich Rat und Hilfe bekomme, wenn ich sie brauche.
Was sind für Sie die größten Herausforderungen - und wie meistern Sie sie diese?
Die größte Herausforderung ist für mich das Leid der Herkunftsfamilien. Es bedrückt mich, wenn dort Probleme bestehen, die unüberwindbar wirken. Auch wenn mein Sohn eine glückliche, unbeschwerte Kindheit hat, gehört seine Herkunftsfamilie zu seinem System, und ich fühle mich den Eltern, Großeltern, Geschwistern und weiteren Angehörigen verbunden. Mir hilft es, mich auf meine Aufgabe als Pflegemutter dieses einen Kindes zu konzentrieren, seine Bedürfnisse im Blick zu behalten und dort starke, verlässliche Bindung zu schenken.
Bianca sieht ihre Aufgabe als Pflegemutter darin, sich auf die Bedürfnisse ihres Sohnes zu konzentrieren und starke, verlässliche Bindung zu schenken © Theresa Maria Forthaus Welche Unterstützung vom Jugendamt oder anderen Stellen war für Sie besonders wertvoll?
Sehr hilfreich sind die Gespräche zum Entwicklungsstand meines Sohnes, konkrete Unterstützungsangebote und die Vernetzung mit Fachleuten. Besonders wichtig ist in meinem Fall der gesetzliche Vormund: Er ist engagiert, greift zum Telefon, wenn es etwas zu klären gibt, und setzt sich spürbar für die Belange meines Sohnes ein. Bei Hausbesuchen spielt er mit ihm, baut eine Höhle, malt oder liest vor; in dieser entspannten Atmosphäre sprechen wir sehr gut über Fördermöglichkeiten. Am wertvollsten ist, wenn Kind, Pflegefamilie und Herkunftsfamilie nicht als "Akte" verstanden werden, sondern als Menschen mit echten Bedürfnissen. Im Hilfesystem bin ich bisher überall auf aufrichtige Empathie gestoßen und habe mich ernst genommen gefühlt.
Was würden Sie Menschen sagen, die überlegen, Pflegeeltern zu werden, aber noch unsicher sind?
Jedes Kind ist eine Wundertüte - und ein Geschenk. Wer Platz im Haus und im Herzen hat, kann einem Kind ein Zuhause schenken. Die Unterstützungsmöglichkeiten sind vielfältig, und mit guter Vernetzung lässt sich auch als Alleinerziehende alles verlässlich organisieren.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Kampagne "Zeit, die prägt" geführt.
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Britta und Ralf sind seit vier Jahren in zweiter Ehe verheiratet und im Mai 2022 kam ihr damals siebenjähriger Pflegesohn zunächst im Rahmen einer Inobhutnahme zu ihnen © Theresa Maria Forthaus Britta und Ralf wurden "von jetzt auf gleich" wieder Eltern. Erste Urlaubsfreude, volle Kalender - und die Erkenntnis: Achtsamkeit als Paar trägt durch harte Phasen und macht Platz für familiäres Glück.
Möchten Sie Sich kurz vorstellen?
Wir sind Britta (53) und Ralf (59). Seit vier Jahren sind wir jeweils in zweiter Ehe verheiratet. Unsere fünf leiblichen Kinder aus den ersten Ehen sind erwachsen und leben über die Bundesrepublik verteilt. Im Mai 2022 kam unser damals siebenjähriger Pflegesohn zunächst im Rahmen einer Inobhutnahme zu uns. Nach 16 Monaten ging diese in eine Dauerpflege über.
Was hat Sie damals dazu bewegt, Pflegeeltern zu werden?
Ralf: Ich war offen für eine neue Herausforderung. Beruflich lief alles entspannt, meine drei leiblichen Kinder waren erwachsen und ausgezogen. Ein soziales Engagement hat mich gereizt. Der Auslöser war dann der Film "Blind Side - Die große Chance" mit Sandra Bullock. Damit habe ich Britta an die Idee herangeführt, ein Pflegekind aufzunehmen.
Britta: Ich bin mit mehreren Pflegegeschwistern groß geworden - manche blieben nur kurz, andere länger. Heute habe ich keinen Kontakt mehr zu ihnen, denn die Erinnerungen sind nicht alle nur positiv. Deshalb war ich zunächst zurückhaltend. Ralf und ich haben dann lange und offen miteinander gesprochen. Daraus ist unsere gemeinsame Motivation gewachsen: noch einmal ein Kind auf seinem Weg zu einem selbstbewussten, glücklichen Erwachsenen zu begleiten und zu coachen. Meine Gründe, trotz meiner eigenen Erfahrungen Pflegemama zu werden: Ich möchte einem Kind eine Chance eröffnen, es in eine aussichtsreiche Zukunft begleiten; ein heiles Zuhause geben, Raum für Entwicklung und Kindheit geben. Und ich weiß: Wir verfügen über die Ressourcen und Kompetenzen, die es dafür braucht.
Können Sie eine Ihrer schönsten Erinnerungen mit Ihrem Pflegekind beziehungsweise Ihren Pflegekindern teilen?
Unser Pflegesohn kam im Mai 2022 ganz spontan zu uns. Für Juni hatten wir mit den Nachbarn bereits ein verlängertes Wochenende gebucht. Am Abend vor der Abreise haben wir es ihm so erzählt, dass er selbst die Idee zu der Reise hatte - und er durfte die Nachbarn gleich anrufen, ob sie Lust hätten mitzukommen. Wir haben noch nie jemanden erlebt, der sich so freuen konnte: Wie ein Flummi hüpfte er singend durch die Wohnung, tanzte, sprudelte vor Worten und packte seinen eigenen Koffer. Es war sein erster richtiger Urlaub - voller "erster Male" und purer Freude. Wir denken alle gern daran zurück.
Der Vorbereitungskurs zur Prüfung der Eignung als Pflegefamilie war für beide ein guter Einstieg © Theresa Maria Forthaus Welche Veränderungen hat die Pflegeelternschaft in Ihrem Alltag und in Ihrem Leben bewirkt?
Von jetzt auf gleich waren wir wieder Eltern. Unsere Freiheit im Alltag wurde kleiner; wir richteten uns erneut nach den Bedürfnissen eines Kindes. Und im Unterschied zu leiblichen Kindern bringt ein Pflegekind viele Beteiligte mit und der Kalender füllt sich schnell - anfangs mit wöchentlichen Besuchskontakten, dazu Termine mit dem Jugendamt, dem Vormund, Ärzten und Lehrkräften. Insgesamt wurde unser Leben also fremdbestimmter.Britta: Gleichzeitig gab es unzählige wunderschöne Momente. Der Alltag mit einem Grundschulkind steckt voller Glück: Lernfortschritte, spürbare Veränderungen im Verhalten, überschäumende Freude an Weihnachten und Geburtstagen, im Museum, Theater und Urlaub. So viel ist zu entdecken. Was für unsere leiblichen Kinder selbstverständlich war, wird mit diesem Kind zum Abenteuer. Mit Kindern zu leben, hieß für mich immer: mit ihnen staunen, lachen und weinen. Und auch wenn es schwierige Phasen gibt, weiß ich: Es wird gut.
Ralf: Ich begleite unseren Pflegesohn mit offeneren Sinnen - vielleicht auch durch das fortgeschrittene Alter und die damit einhergehende Reife. Ich nehme die Welt wieder intensiver wahr. Selbstverständlichkeiten werden hinterfragt, ebenso eigene Gewohnheiten, mit denen man kein gutes Vorbild ist - und die man auch später im Leben noch ändern kann (meine Zahnhygiene war nie zuvor so gründlich).
Was sind für Sie die größten Herausforderungen - und wie meistern Sie diese?
Eine große, so nicht vorhergesehene Herausforderung war die Belastung unserer Beziehung. Zwischenzeitlich haben wir uns professionelle Unterstützung durch einen Paartherapeuten geholt. Wichtig ist, als Paar achtsam zu bleiben: Wie geht es der Partnerin oder dem Partner - im Moment und insgesamt mit der neuen Situation? Der Fokus richtet sich schnell ausschließlich auf das Pflegekind und seine Bedürfnisse. Das ist verständlich, gerade weil man um sein erlebtes Trauma weiß und ihm besonders guttun möchte. Trotzdem dürfen die partnerschaftlichen Bedürfnisse nicht hinten runterfallen. Was wir aus dieser Zeit mitgenommen haben: auf uns als Paar gut Acht geben und trotz unterschiedlicher Ansichten die Nähe bewahren - das ist Arbeit und gelingt nicht immer allein. Hilfe und Beratung suchen, wenn nötig. Im Gespräch bleiben.
Herausfordernd war in unserem Fall auch, dass die leiblichen Eltern mit Rechtsbeistand und Unterstützung des Vormunds weiter um ihr Kind gekämpft haben. Über insgesamt 18 Monate haben wir vor Gericht die Interessen unseres Pflegesohns vertreten, der inzwischen sehr gern bei uns bleiben wollte. Letztlich durfte er bleiben.
Welche Unterstützung vom Jugendamt oder anderen Stellen war für Sie besonders wertvoll?
Der Vorbereitungskurs zur Prüfung der Eignung war ein guter Einstieg: Er hat unser Bild geschärft und erste Netzwerke eröffnet. Später sind wir in eine Erfahrungsaustauschgruppe mit unabhängiger, professioneller Moderation gekommen, die sich monatlich trifft und vom Jugendamt finanziert wird. Dort wurden wir bestärkt, zum Wohl des Kindes notfalls auch die Konfrontation mit dem Jugendamt zu suchen.
Britta und Ralf wollten einem Kind eine Chance eröffnen, ein heiles Zuhause und Raum für Entwicklung und Kindheit geben © Theresa Maria Forthaus Was würden Sie Menschen sagen, die überlegen, Pflegeeltern zu werden, aber noch unsicher sind?
Informieren Sie sich im Vorfeld umfassend und sprechen Sie mit Pflegeeltern - gern auch mit Menschen aus angrenzenden sozialen Feldern. Eine große Herausforderung kann das Pflegekind mit seinem "Päckchen" und möglichen Erkrankungen sein; darauf wurden wir im Kurs vorbereitet.
Trotz gründlicher Vorbereitung lässt sich nicht vorher ausmalen, was auf einen zukommt. Holen Sie sich in schwierigen Situationen externe Unterstützung - man muss nicht alles allein schaffen. Rückblickend ist es für uns als Familie und speziell für unseren Pflegesohn ein großer Gewinn.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Kampagne "Zeit, die prägt" geführt.
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René und Line geben Kindern ein Zuhause, die aus verschiedenen Gründen nicht in ihrer leiblichen Familie aufwachsen können © Theresa Maria Forthaus "Es hat unser Leben komplett verändert - im besten Sinne." Zwischen Physiotherapie, Besuchskontakten und Hausgebärdensprachunterricht wächst in Neukirchen‑Vluyn eine Familie, die vielen Kindern ein erstes Zuhause bietet.
Hinweis zur Anonymität: Die Interviewpartner bitten, zum Schutz der Kinder, die Namen von zwei ihrer Pflegekinder nur als Initialen zu veröffentlichen.
Möchten Sie Sich kurz vorstellen?
Wir sind Familie Brenczek: René (36), Line (36), unser Sohn Moritz (14), unsere Dauerpflegetöchter Elisa (6) und E. (1) sowie unser Bereitschaftspflegekind L. (3). Elisa kam mit vier Wochen zu uns. Über E. dürfen wir keine Auskunft geben. L. lebt seit November 2025 vorübergehend bei uns. Wir wohnen in Neukirchen-Vluyn und haben uns vor vier Jahren unseren Traum vom eigenen Haus erfüllt - ein sicherer, ruhiger Rahmen, der den Kindern guttut.
René: Ich bin Wirtschaftspsychologe, arbeite als Personalentwickler mit 30 Stunden und bin seit September 2025 in Elternzeit, um Familie und Beruf gut zu vereinbaren.
Line: Ich bin examinierte Pflegefachkraft, war viele Jahre in der Kinderintensivpflege tätig und habe mich vor sechs Jahren entschieden, mich ganz unserer Familie und den Pflegekindern zu widmen. Wir verstehen uns als offene, herzliche Familie und möchten Kindern einen sicheren Ort geben - mit Liebe, Spaß und viel gemeinsamer Zeit.
Was hat Sie damals dazu bewegt, Pflegeeltern zu werden?
Line: Der Wunsch war früh da. In meinem Beruf habe ich viele Kinder mit Behinderung begleitet, die nicht in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen konnten. Diese Erfahrungen haben mich sehr geprägt. Es hat mich immer berührt zu sehen, wie wichtig ein liebevolles, stabiles Umfeld für die Entwicklung eines Kindes ist - und wie entscheidend es ist, ob ein Kind die Chance bekommt, in einer Familie anzukommen. Daraus ist der Wunsch entstanden, selbst Pflegekindern ein solches Zuhause zu geben.
René: Ich wollte immer eine Familie mit Kindern. Mein Psychologie-Schwerpunkt im Studium und die Arbeit als Fußballtrainer ab 16 haben mir gezeigt, wie erfüllend es ist, Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten. Durch Line kam ich mit dem Thema Pflege in Kontakt - je mehr ich darüber erfahren habe, desto klarer wurde: Wir gehen diesen Weg gemeinsam und geben Kindern ein Zuhause.
Können Sie eine Ihrer schönsten Erinnerungen mit Ihrem Pflegekind bzw. Ihren Pflegekindern teilen?
Ein kleines Mädchen lebte als Baby etwa vier Monate bei uns - wir durften ihre ersten Schritte, ihr Lachen und ihren ersten Geburtstag miterleben. Als sie 13 Monate alt war, lernte sie ihre neue Dauerpflegefamilie kennen. Dieser Moment war still und bewegend: Man spürte sofort die Liebe und Hoffnung dieses Neuanfangs. Heute sind wir mit der Familie befreundet und sehen, wie gut es dem Mädchen geht. Es erfüllt uns mit Dankbarkeit, ein Stück ihres Weges begleitet zu haben.
Pflegeeltern zu sein hat das Leben von Line und René komplett verändert: Ihr Alltag ist lebendiger, bunter und auch herausfordernder geworden © Theresa Maria Forthaus Welche Veränderungen hat die Pflegeelternschaft in Ihrem Alltag und in Ihrem Leben bewirkt?
Es hat unser Leben komplett verändert - im besten Sinne. Unser Alltag ist lebendiger, bunter und natürlich auch herausfordernder geworden. Jede Aufnahme bringt Veränderungen, und wir wachsen mit jeder neuen Situation. Seit Renés Elternzeit können wir Verantwortung flexibler teilen und uns besser abstimmen. Trotzdem brauchen wir bei jedem neuen Kind etwas Zeit, um uns aufeinander einzustellen, die Bedürfnisse des Kindes kennenzulernen und wieder eine neue Balance im Familienleben zu finden.Trotz aller Herausforderungen überwiegt dabei aber für uns immer die Freude: Nähe, Vertrauen und viele kleine Alltagsmomente erinnern uns täglich daran, warum wir uns für diesen Weg entschieden haben.
Was sind für Sie die größten Herausforderungen - und wie meistern Sie diese?
Die größte Herausforderung ist eindeutig die Organisation unseres Alltags - vor allem die Planung der Woche. Mit mehreren kleinen Kindern gibt es viele feste Termine, zum Beispiel Frühförderung, Ergotherapie oder Physiotherapie. Dafür braucht es einen guten Überblick und manchmal Improvisation. Unsere Tochter Elisa ist gehörlos, und seit sie zwei Jahre alt ist, lernen wir gemeinsam mit ihr die Deutsche Gebärdensprache. Wir haben mehrmals pro Woche Hausgebärdensprachunterricht. Das ist zeitintensiv, aber unglaublich bereichernd: Wir lernen eine neue Kultur kennen und geben unserer Tochter die Möglichkeit, sich altersgerecht zu entwickeln.
Eine weitere große Herausforderung ist immer die Eingewöhnung neuer Kinder. Jedes Kind bringt eine eigene Geschichte, ein eigenes Tempo und individuelle Bedürfnisse mit. Sich darauf einzustellen, braucht Zeit, Aufmerksamkeit und oft Kreativität - und genau das macht diese Aufgabe für uns so besonders und wichtig.
Welche Unterstützung vom Jugendamt oder anderen Stellen war für Sie besonders wertvoll?
Sehr hilfreich ist die Unterstützung des Jugendamts bei der Koordination der Besuchskontakte. Das entlastet uns und schafft klare Strukturen für alle Beteiligten. Auch die finanzielle Unterstützung ist wichtig, damit wir den Kindern ein sorgenfreies und stabiles Leben bei uns ermöglichen können - mit allem, was sie für ihre Entwicklung und ihr Wohlbefinden brauchen.
Beide empfinden die Unterstützung des Jugendamts bei der Koordination der Besuchskontakte als hilfreich © Theresa Maria Forthaus Was würden Sie Menschen sagen, die überlegen, Pflegeeltern zu werden, aber noch unsicher sind?
Sucht den Austausch mit anderen Pflegefamilien - das hilft am meisten. Wir sind ganz normale Menschen, die Kindern, die wenig Stabilität erlebt haben, zeigen möchten, dass es auch anders sein kann.
Reflektiert euch ehrlich: Was bedeutet Familie für mich? Wie habe ich Familie erlebt? Was ist uns im Zusammenleben wichtig? Diese Fragen stellt sich jede junge Familie. Und: Ebenso wichtig ist das Bewusstsein, dass nicht alle Menschen die gleiche Kindheit hatten wie man selbst. Als Pflegeeltern geht es nicht darum, Herkunftsfamilien zu bewerten oder zu ersetzen, sondern Kindern einen sicheren Ort zu geben und sie ein Stück weit Teil der eigenen Familie werden zu lassen.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Kampagne "Zeit, die prägt" geführt.
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"Pflegekinder suchen keine perfekten Menschen, sondern stabile, liebevolle Erwachsene." Das Influencer‑Paar lebt Familie offen und angstnehmend - sichtbar für Akzeptanz, Struktur und die leisen großen Augenblicke.
Möchten Sie Sich kurz vorstellen?
Wir sind Papa Bjoern (47) und Papi Christian (43), seit 15 Jahren ein Paar, seit sieben Jahren Eltern und heute eine der sichtbarsten Regenbogenfamilien in Deutschland. Mit unserem achtjährigen Sohn (zunächst Dauerpflegekind, inzwischen adoptiert), unserer neugeborenen Tochter (Dauerpflegekind) und Labrador Anton leben wir in einem kleinen Haus auf dem Land in Bayern. Unser Alltag ist genauso chaotisch, liebevoll und lebendig wie in jeder anderen Familie. Gemeinsam haben wir mit Papaundpapi® ein Herzensprojekt aufgebaut, das im Laufe der Jahre zu einer echten Marke geworden ist. Mit unserem Instagram-Account @papaundpapi, Büchern, Bühnenprogramm und Podcast möchten wir zeigen, wie vielfältig Familie sein kann. Wir teilen unsere Erfahrungen als Regenbogenfamilie, räumen mit Vorurteilen auf und ermutigen Menschen, ihren eigenen Weg zu gehen, laut, liebevoll und authentisch. Und: Solange unser Modell noch als "besonders" gilt, bleiben wir sichtbar für Akzeptanz, Toleranz und die einfache Wahrheit, dass Familie dort entsteht, wo Liebe ist.
Was hat Sie dazu bewegt, Pflegeeltern zu werden?
Für uns war schon lange klar, dass wir Familie leben möchten. Wir haben uns über unterschiedliche Wege und auch die Aussicht auf Erfolg informiert. Als wir uns intensiver mit dem Thema Pflegekinder beschäftigt haben, hat uns besonders bewegt, wie viele Kinder in Deutschland auf einen sicheren Ort warten - auf Menschen, die sie auffangen, begleiten und ihnen Stabilität schenken. Gleichzeitig hatten wir anfangs große Unsicherheiten. Wie bindet man sich an ein Kind, das vielleicht wieder gehen muss? Sind wir "gut genug" für diesen Weg? Diese Fragen haben uns lange begleitet. Doch je tiefer wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, desto mehr wich die Angst einem klareren Blick. In Gesprächen mit Jugendämtern, Pflegeeltern und Fachkräften haben wir verstanden, was der Prozess tatsächlich bedeutet. Wir verstanden Wahrscheinlichkeiten, Abläufe und wie sorgfältig ein Match vorbereitet wird und dass man eng begleitet wird. Die Angst wich, Mut kam. Pflegekinder suchen keine perfekten Menschen, sondern stabile, liebevolle Erwachsene. Als unser Sohn zu uns kam, fühlte es sich selbstverständlich an; mit unserer Tochter hat sich das noch einmal bestätigt. Ja, Kinder bringen ihre eigene Vergangenheit mit - manchmal schwer, manchmal leise. Aber es fühlt sich für uns wie ein Geschenk an, ein Teil ihrer Zukunft zu sein.
Welche Erfahrungen haben Sie im Bewerbungsprozess für ein Pflegekind gemacht?
Für uns war vor allem der erste Bewerbungsprozess eine sehr intensive Reise. Am Anfang haben wir vieles nicht verstanden. Viele Fragen wurden oft wiederholt, vieles fühlte sich sehr persönlich an: Beziehung, Biografie, Finanzen, Familie, Stärken und Schwächen wurden beleuchtet. Das verunsichert, bis man versteht, wofür es dient: dem Schutz des Kindes und einer guten Passung. Pflegekinder brauchen nicht nur Liebe, sondern Sicherheit, Stabilität und Menschen, die auch in schwierigen Momenten bleiben. Damit ein Kind in genau die Familie kommt, die zu ihm passt, muss vorher sehr sorgfältig geprüft werden: Wie leben wir? Was können wir geben? Wofür stehen wir? Welche Herausforderungen können wir tragen und welche eben auch nicht? Diese Klarheit entsteht durch Wiederholung, Reflexion und Offenheit. Rückblickend war die Zeit anstrengend, aber wichtig: Sie hat uns vorbereitet, als Paar gestärkt und uns geholfen, ein Stück weit zu verstehen, was es wirklich bedeutet, Pflegeeltern zu werden.
Können Sie eine Ihrer schönsten Erinnerungen mit Ihrem Pflegekind bzw. Ihren Pflegekindern teilen?
Für uns sind es oft die kleinen Momente, die sich tief in unsere Herzen eingebrannt haben. Wir erinnern uns noch gut an einen Sommer, als unser Sohn noch sehr klein war. Er saß im Sandkasten, friedlich und so glücklich mit sich und seiner Welt. Dieser Moment hat uns unglaublich bewegt, gerade mit dem Wissen um seinen Hintergrund und seinen holprigen Start ins Leben. Heute sind es Szenen mit seiner kleinen Schwester: wie liebevoll er sie streichelt, mit ihr spricht, und wie sie ihn anlächelt, als wären die beiden auf einer ganz eigenen Ebene miteinander verbunden.
Welche Veränderungen hat die Pflegeelternschaft in Ihrem Alltag und in Ihrem Leben bewirkt?
Die Pflegeelternschaft hat unseren Alltag und unser Leben in vielerlei Hinsicht verändert, nicht nur familiär, sondern auch organisatorisch und emotional. Als Pflegeeltern trägt man eine Verantwortung, die über das klassische Familienleben hinausgeht. Zum einen gibt es die Absprachen und enge Kontakte mit Jugendämtern und Fachstellen. Termine, Gespräche, Entwicklungsberichte und Hausbesuche… all das gehört zu unserem Alltag. Es braucht Struktur, Verlässlichkeit und eine gute Zusammenarbeit, denn wir sind ein Teil eines größeren Systems, das zum Schutz und zur Entwicklung des Kindes arbeitet. Hinzu kommen die Besuchskontakte mit der leiblichen Familie. Für uns bedeutet das, Verständnis und Akzeptanz für Menschen aufzubringen, deren Geschichte wir nicht unbedingt kennen und deren Entscheidungen wir nicht immer nachvollziehen können. Aber wir haben gelernt, dass diese Kontakte ein wichtiger Teil für die Identität unseres Kindes sind. Offenheit, Respekt und ein geschützter Rahmen sind dabei essenziell. Parallel dazu gibt es auch die juristische Seite. Wir haben erleben dürfen, wie intensiv der Weg sein kann, von Fragen des Sorgerechts, über Gerichtsverfahren, die Klärung rechtlicher Schritte, bis hin zu Themen wie Namensänderungen oder sogar der Beantragung einer Adoption. All diese Prozesse haben uns verändert. Wir sind geduldiger geworden, informierter, selbstbewusster im Umgang mit Behörden und klarer im Auftreten für die Bedürfnisse unserer Kinder. Wir haben gelernt, im Namen unserer Kinder zu sprechen und manchmal auch für sie zu kämpfen. Aber vor allem hat uns die Pflegeelternschaft gelehrt, dass Familie mehr ist als DNA. Sie entsteht durch Verantwortung, Vertrauen und das gemeinsame Durchstehen von Wegen, die nicht immer leicht sind.
Sie teilen Ihr Leben als Pflegeeltern sehr offen in den sozialen Medien. Warum haben Sie sich dazu entschieden - und was möchten Sie damit erreichen?
Wir teilen unser Leben als Pflegeeltern bewusst offen, weil wir zeigen möchten, wie vielfältig Familie heute sein kann und weil Pflegekinder und Pflegefamilien oft unsichtbar bleiben. Viele Menschen wissen außerdem kaum, was Pflegeelternschaft wirklich bedeutet, welche Herausforderungen und Chancen dieses besondere Familienmodell mit sich bringt und warum es so wichtig ist, Kindern in schwierigen Lebenssituationen ein sicheres und liebevolles Zuhause zu bieten. Wir möchten ein realistisches, aber auch hoffnungsvolles Bild zeigen: Ja, Pflegeelternschaft ist komplex. Sie verlangt Geduld, Struktur, Zusammenarbeit mit Ämtern und Gerichten, Offenheit gegenüber der Herkunftsfamilie und die Bereitschaft, mit einer oft belasteten Vergangenheit eines Kindes umzugehen. Und gleichzeitig schenkt sie unglaublich viel Liebe, Wachstum und Sinn für alle Beteiligten. Wir wollen Vorurteile abbauen, Berührungsängste verringern und Menschen ermutigen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, vielleicht sogar selbst Pflegeeltern zu werden. Uns ist wichtig zu zeigen, dass Pflegekinder keine perfekten Bedingungen brauchen, sondern stabile, liebevolle Menschen, die ihnen Halt geben. Gleichzeitig möchten wir Kindern wie unseren eine Stimme geben. Pflegekinder haben kein eigenes Sprachrohr, keine Lobby. Indem wir erzählen, klären wir auf - immer respektvoll, geschützt und nie auf Kosten unserer Kids.
Welche Reaktionen erhalten Sie am häufigsten von Ihrer Community, wenn Sie über Ihr Pflegekind sprechen?
Die häufigsten Reaktionen aus unserer Community, wenn wir über unser Pflegekind sprechen, sind Dankbarkeit, Wertschätzung und echtes Interesse. Viele schreiben, dass sie durch uns zum ersten Mal verstehen, wie Pflegeelternschaft wirklich aussieht. Andere teilen ihre eigenen Erfahrungen, ihre Unsicherheiten oder ihre Berührungspunkte mit dem Thema. Besonders berühren uns Nachrichten wie: "Durch euch haben wir den ersten Schritt gemacht." oder "Eure Geschichten haben uns die Angst genommen." Genau dafür sind wir sichtbar: Wenn dadurch auch nur eine Familie entsteht, die einem Kind Halt gibt, hat sich alles gelohnt.
Was würden Sie Menschen sagen, die überlegen, Pflegeeltern zu werden, aber noch unsicher sind?
Es ist völlig normal, Angst zu haben, uns ging es zu Beginn genauso. Niemand startet diesen Weg ohne Zweifel und Respekt vor der Aufgabe, und das ist auch gut so. Nehmen Sie sich Zeit, stellen Sie Fragen, prüfen Sie ehrlich: Was kann ich geben? Wo sind meine Grenzen? Suchen Sie das Gespräch mit Jugendämtern, Trägern und Pflegeeltern, besuchen Sie Infoabende. Man muss nicht sofort "Ja" sagen, aber man darf hinhören, ob dieses "Ja" schon leise da ist. Und das Wichtigste: Man geht diesen Weg nicht allein. Man wird begleitet, unterstützt und ernst genommen. Vieles wirkt am Anfang kompliziert, aber am Ende schenkt es Sinn, Liebe und oft ein neues Verständnis von Familie. Unsicherheit gehört dazu - sie sollte nur nicht größer sein als die Chance, einem Kind Stabilität, Liebe und Zukunft zu schenken.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Kampagne "Zeit, die prägt"geführt.
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Als ehemaliges Pflegekind gibt I.J. heute ihrer Tochter einen sicheren Hafen, verlässliche Grenzen und viel Zeit zum Kindsein.
Hinweis zur Anonymität: Die Interviewpartnerin wünscht die Veröffentlichung unter ihren Initialen (I.J.). Die Identität der Interviewpartnerin ist dem BMBFSFJ bekannt.
Möchten Sie sich kurz vorstellen?
Ich bin I.J., 65 Jahre alt, alleinerziehend und im Ruhestand. Meine Pflegetochter ist fast 13 und lebt seit knapp drei Jahren bei mir. Zuvor war ich viele Jahre in der Pflege tätig, zuletzt als Pflegedienstleitung. Heute habe ich die Zeit und Ruhe, unseren Alltag zu tragen - Termine, Schule, Freundschaften, Therapie, und das ganz Normale dazwischen.
Was hat Sie grundsätzlich dazu bewegt, Pflegemutter zu werden?
Ich bin selbst als Pflegekind groß geworden. Meine Kindheit war von Brüchen, Traumata und belastenden Erfahrungen geprägt, und damals fühlte ich mich vom System oft nicht gesehen. Heute ist vieles anders: Es gibt feste Hilfeplangespräche, klare Zuständigkeiten und auch die Kinder haben Ansprechpartner. Gerade weil ich weiß, wie wichtig verlässliche Bindung und echtes Zuhören sind, wollte ich einem Kind ein stabiles, liebevolles Zuhause geben - mit Geduld, Struktur und Herz.
Gab es einen initialen Moment, an dem Sie gesagt haben: "Jetzt mache ich das"?
Es gab mehrere Stationen. Mit 24 bekam ich die Diagnose, dass ich keine leiblichen Kinder bekommen könne - das war hart, ich wäre gerne Mutter geworden. Gleichzeitig war die gesellschaftliche Lage damals so, dass ich als lesbische Frau lange gebraucht habe, zu mir zu stehen. Später, als ich berentet war und mich körperlich wieder stabil fühlte, kam der Gedanke zurück: Ich habe Zeit, Erfahrung und - ganz wichtig - Platz im Herzen. Der Entschluss hat sich über die Jahre geformt. Und irgendwann sah ich eine kleine, grün umrandete Anzeige: "Wir suchen Pflegeeltern." Da war es. Ich habe im Jugendamt angerufen, meine Geschichte erzählt - und sie sagten: "Kein Thema, wir kommen und schauen." Sie waren zweimal hier. So wurde ich zugelassen und zur Schulung eingeladen.
Welche Kriterien waren Ihnen bei der Aufnahme wichtig?
Ich habe klar benannt, was für mich passt: ein Kind ab etwa zehn Jahren, keine Kurzzeit- sondern Dauerpflege, mit der Perspektive, gemeinsam bis ins Erwachsenenleben zu gehen - sofern das Kind das möchte und die Rahmenbedingungen es erlauben. Als Rentnerin kann ich den hohen Zeitbedarf tragen: Arzttermine, Therapien, Schule, Sport, Kontakte. Das wird oft unterschätzt. Mir ist wichtig, dass es keine pauschalen Altersgrenzen gibt. Entscheidend sollte sein, ob jemand gesund, verlässlich und lebenspraktisch geeignet ist - "fit wie ein Turnschuh" genügt als Kriterium nicht. Ich sage: Schaut auf die Person, nicht auf die Jahreszahl.
Wie lief die Vorbereitung - und wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt?
Die Vorbereitung war gründlich und hilfreich: Ich habe viel gelernt über den rechtlichen Rahmen, die Pflichten und Rechte als Pflegemama, die typischen Bedarfe von Kindern, zum Beispiel nach traumatischen Erfahrungen. Man bekommt Material, Schulungen und klare Ansprechpartner. Positiv ist, dass Pflegekinder heute in strukturierten Gesprächen selbst zu Wort kommen und wissen, an wen sie sich wenden können: Man wird regelmäßig zu Gesprächen eingeladen. Da gibt es einen Fragebogen, in dem das Kind in Farben die Menschen um sich herum einordnet. In Sprechblasen kann das Kind begründen, warum. Mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz - was ich sehr schön finde - werden Kinder belehrt, dass sie Ansprechpartner haben. Sie bekommen einen kleinen Ordner mit den Telefonnummern der Kontaktpersonen. In unserem Fall sind das der Vormund, eine Mitarbeiterin des Jugendamts und Familienhilfe (weil der Elternkontakt zur Mutter begleitet wird). Solche Dinge gab es früher nicht. In unserem Alltag erlebe ich verlässliche Sachbearbeitung, die Bereitschaft, psychologische Hilfe einzubinden und Hilfeplangespräche, die wirklich die Entwicklung sichtbar machen und begleiten. Wenn die Abstimmung zwischen verschiedenen Stellen einmal hakelig ist, versuche ich gemeinsam mit anderen Pflegeeltern konstruktiv Veränderungen anzustoßen.
Welche Veränderungen hat die Pflegeelternschaft in Ihrem Alltag bewirkt?
Pflegefamilie heißt: Wir sind Teil eines größeren Systems. Es gibt Termine mit Fachkräften, Berichte, Hausbesuche und die begleitete Beziehung zur Herkunftsfamilie. Gleichzeitig ist unser Leben sehr normal: Frühstück, Schule, Hausaufgaben, Puzzeln, Reittherapie, Schneeballschlachten im Winter. Meine Tochter hat in ihrem Leben viel erlebt und musste erst einmal "Kind sein" lernen. Heute kann sie sich konzentrieren, Verantwortung übernehmen und hat Rituale, die Sicherheit geben. Die Pubertät gehört natürlich dazu - mit allen Stimmungslagen. Wichtig ist, gelassen zu bleiben, präsent zu sein und immer wieder zu zeigen: Du wirst gesehen und bist angenommen.
Können Sie eine Ihrer schönsten Erinnerungen mit Ihrer Pflegetochter teilen?
Der Moment, als sie mich in den Arm nahm und sagte: "Ich hab dich lieb." Für mich war das wie Applaus auf einer Bühne - nicht wegen der Worte, sondern wegen des Vertrauens dahinter. Solche Augenblicke entstehen auch im Kleinen: Sie kommt von der Schule und erzählt in einem Zug alles, was sie bewegt. Oder sie stellt beim Frühstück eine ganz direkte Frage, weil sie spürt: Hier darf ich offen sein. Es berührt mich, wenn ich sehe, wie sie Verantwortung übernimmt - ob für unsere Tiere im Außengehege oder bei Aufgaben in der Schule. Das sind Zeichen dafür, dass Sicherheit und Bindung greifen.
Welche Herausforderungen erleben Sie - und wie gehen Sie damit um?
Kinder bringen ihre Geschichte mit. Das bedeutet: mehr Termin- und Koordinationsaufwand, gezielte Förderung und manchmal heftige Gefühlswellen. Meine Tochter hatte in der Vergangenheit mehrfach wechselnde Wohn- und Lebensverhältnisse, das hinterlässt Spuren. Ich versuche, Respekt gegenüber der Herkunftsfamilie zu leben, denn auch dieser Teil ihrer Geschichte ist und bleibt bedeutsam. Gleichzeitig setze ich klare, liebevolle Grenzen und halte Verlässlichkeit hoch. Und ich organisiere mich mit anderen Pflegeeltern, um Erfahrungen zu teilen und strukturelle Themen gemeinsam anzusprechen.
Wie hat Ihre eigene Vergangenheit Ihre Haltung als Pflegemutter geprägt?
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man als Kind nicht gefragt wird, wie es einem geht. Deshalb ist "gesehen werden" aus meiner Sicht zentral. Ich habe nicht vergessen, was man mir angetan hat - und nicht vergessen, was ich aus mir gemacht habe. Ich bin durch mein Schicksal stark geworden und habe mir und anderen beweisen wollen, dass Prophezeiungen nicht bestimmen, wer ich bin. Heute zeigt mir mein Pflegekind jeden Tag, wie ich die Welt mit Kinderaugen sehen kann. Sie lässt mich nicht vergessen, wie schön Kindheit sein kann - Schlittenfahren, Schneeballschlachten und nach einem schwierigen Tag sich abends in den Arm nehmen und sich gegenseitig sagen: "Gute Nacht, träum schön."
Sie engagieren sich auch über den Familienalltag hinaus. Warum?
Ich erlebe, dass die Abstimmung zwischen verschiedenen Stellen manchmal nicht rund läuft. Gemeinsam mit anderen Pflegeeltern engagiere ich mich in einer Gruppe, um diese Themen auf Augenhöhe mit den Verantwortlichen anzusprechen: bessere Koordination, klare Wege, praktikable Entlastungen. Es geht nicht um Kritik um der Kritik willen, sondern darum, das System für Kinder und Familien verlässlich zu machen.
Was würden Sie Menschen sagen, die überlegen, Pflegeeltern zu werden, aber unsicher sind?
Zweifel sind normal und sogar gesund. Informieren Sie sich gründlich, sprechen Sie mit dem Pflegekinderdienst und mit anderen Pflegefamilien. Fragen Sie sich ehrlich: Was kann ich geben? Wo sind meine Grenzen? Habe ich Stabilität, Zeit und - vor allem - Platz im Herzen? Pflegekinder brauchen keine perfekten Menschen, sondern verlässliche Erwachsene, die bleiben - auch in schwierigen Phasen. Man geht diesen Weg nicht allein: Es gibt Begleitung, Unterstützung und Ansprechpartner. Vieles wirkt am Anfang kompliziert; am Ende schenkt es Sinn, Nähe und oft ein neues Verständnis von Familie. Und ja: Kinder sind unsere Zukunft. Je mehr wir heute investieren, desto sicherer wird ihre Zukunft morgen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Pflegekinderhilfe?
Mehr Aufklärung und Wertschätzung für Pflegefamilien, eine gute, möglichst bundeseinheitliche Praxis ohne pauschale Altersgrenzen für Pflegeeltern, und eine noch bessere Abstimmung zwischen den beteiligten Stellen. Vor allem wünsche ich mir, dass Kinder verlässlich Menschen an ihrer Seite haben, die ihnen Sicherheit geben - und dass wir als Pflegeeltern dafür die passenden Rahmenbedingungen bekommen. Eine andere Pflegemama hat mal gesagt: "Es gibt Tage, da ist alles drunter und drüber, und man fragt sich abends, wo der Tag geblieben ist. Und dann gibt es diese Tage, an denen alles glücklich läuft - und ich möchte keinen dieser Tage missen." Dem kann ich nur zustimmen.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Kampagne "Zeit, die prägt" geführt.
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Can kam mit neun in seine Pflegefamilie: "Sie gaben mir Zeit - und blieben." Zwischen Montessori‑Schule, Pfadfindern und klaren Regeln zuhause fand er Halt. Heute arbeitet er als Anästhesiepfleger.
Hinweis zur Anonymität: Der Interviewpartner wünscht die Veröffentlichung unter seinem Vornamen. Die Identität des Interviewpartners ist dem BMBFSFJ bekannt.
Möchtest du dich kurz vorstellen?
Ich bin Can, 27, lebe in Münster und arbeite als Anästhesiepfleger. Mit etwa sechs bin ich aus meiner Ursprungsfamilie herausgenommen worden, war mehrere Jahre im Heim und bin mit neun zu meiner Pflegefamilie gekommen. Für mich sind das bis heute "meine Eltern". Beruflich bin ich über die zweijährige Ausbildung zum Sozialassistenten gegangen. Danach stand innerlich fast ein Münzwurf an: Koch oder Medizin. Ich habe mich für die Krankenpflege entschieden, drei Jahre Ausbildung gemacht und das Examen abgelegt - vor der schriftlichen Prüfung hatte ich großen Respekt, mündlich und praktisch war ich immer stark. Es folgte ein Orientierungsjahr im Krankenhaus, am Ende bin ich in der Anästhesie gelandet.
Wie erinnerst du dich an das Kennenlernen und den Übergang in deine Pflegefamilie?
Prägnanter als der Umzug war das erste Kennenlernen. Es trafen zwei völlig verschiedene Welten aufeinander, die sich annähern mussten. Mein Pflegevater war so aufgeregt, dass er kaum geschlafen hat und nur gegähnt hat; meine Pflegemutter war verlegen - es war insgesamt sehr niedlich. Für mich war aber am wichtigsten: Egal, wie sich der andere benahm, sie waren liebevoll zueinander. Über etwa ein Jahr kamen sie regelmäßig zu mir ins Heim: unter der Woche mein Vater, am Wochenende beide. Ihnen war wichtig, dass ich tierlieb bin - deswegen brachten sie zu einem ihrer Besuche auch Sammy und Sleepy mit, zwei wunderbare Hunde. Ich habe mich sofort "schockverliebt". Bis ich sie fragte, ob sie sich vorstellen könnten, ein Kind aufzunehmen, war ich unsicher, ob es überhaupt klappt. Ich hatte zwei Seiten: die nette, aufmerksame und freundliche - und die wütende. Ich konnte sehr wütend werden, traumabedingt. Das konnten nicht alle aushalten. Mein Papa machte dann einen Witz, wir redeten hin und her, und sie sagten: "Ja, wir können uns das vorstellen." Ich habe mich wahnsinnig gefreut.
Was haben deine Pflegeeltern aus deiner Sicht von Anfang an "richtig" gemacht?
Sie haben mir Zeit gegeben - und das Gefühl, dass sie, egal was ich mache, an meiner Seite stehen und mich lieben. Vor meinem ersten "Ausraster" war ich unsicher, ob das so bleibt. Aber Geduld und Zeit haben bewiesen, dass ich Familie annehmen darf und kann. Das hat es ausgemacht.
Deine Kindheit war von Brüchen geprägt. Wie hast du dich stabilisiert?
In der Ursprungsfamilie gab es im Grunde nur eine "Regel": Halt dich zurück und mach genau, was ich sage. Im Heim habe ich Regeln gelernt, bei meinen Eltern dann "richtig". Klar, Regeln nerven Kinder. Aber sie haben mir Struktur gegeben - ich konnte mich organisieren. Das war wichtig.
Du sprichst offen über Wut und Ausraster. Wie hat sich das entwickelt - und was hat geholfen?
Es gab viele Höhen und Tiefen. Es gab Momente, in denen es schwer war - für mich und damit auch für meine Eltern. Kommunikation war nicht immer einfach, ich konnte mich nicht gut mitteilen. Es gab Phasen, in denen ich viel mit mir allein war und mich nicht verstand - rund um Feiertage, Geburtstage, Weihnachten, Ferien. Das hat mich überfordert. Irgendwann hörte es von null auf hundert auf, weil für mich klar war: So komme ich nicht weiter, ich falle zurück. Es war eine schwere Zeit, auch für meine Eltern. Sie blieben da, gaben Raum und Zeit, sprachen Dinge an, wenn es ging. Man muss nicht immer handeln: Manchmal reicht es, in der Ecke zu sitzen, das Kind ausrasten zu lassen, zu warten - und dann das Angebot zu machen, zu reden. Dieses "Wir sind noch da und werden auch immer da sein" war entscheidend.
Welche Unterstützung außerhalb der Familie war wichtig?
Die Diakonie stand mir zur Seite. Später kam ein Psychologe dazu, mit dem ich regelmäßig sprechen konnte. Wichtig war: Er ließ mich reden und nahm meine Gefühle ernst. Dazu kamen weitere Menschen: Patenfamilie, Freundinnen und Freunde und vor allem meine neuen Großeltern. Sie haben mich ohne Zögern angenommen und haben sofort gesagt: "Das ist unser Enkelkind."
Wie war die Schulzeit für dich?
Meine Schulzeit war chaotisch und vor allem anfangs geprägt von Mobbing. Es hat lange gebraucht, bis ich Freunde fand. Auf einer Montessori-Schule habe ich mich dann gut eingefunden. Wichtigster Punkt dort: die Zeit, die man mir dort gegeben hat. Eigenständig lernen, eigene Strukturen entwickeln - das musste ich erst lernen. Ich habe dort außerdem gelernt, selbst strukturiert zu lernen. Mathe, Chemie, Physik lagen mir; Deutsch und Englisch waren schwieriger und bei mir wurde zudem eine Lese-Rechtschreibschwäche diagnostiziert. Eine klare Trennung hat mir insgesamt geholfen: Schule ist Schule, zu Hause ist zu Hause. In der Berufsschule musste ich mir Disziplin beibringen. Ich habe gelernt im Unterricht gut aufzupassen, damit ich weniger nacharbeiten muss, weil das für mich einfach besser funktioniert.
Wie war es mit Gleichaltrigen - gab es Vorurteile?
Bei den Pfadfindern habe ich einen "coolen Ort" gefunden, um neue Strukturen zu lernen. In der Schule war es schwieriger: Es gab Provokationen und manchmal Sticheleien - da bin ich oft aneinandergeraten. Bei den Pfadfindern seltener, aber es kam vor. Wichtig war, mir Räume zu schaffen, in denen ich mich sicher fühlte.
Du sprichst von deiner Lese-Rechtschreibschwäche auch als "unsichtbarer Behinderung". Was wünschst du dir von Gesellschaft und dem Hilfesystem?
Akzeptanz - für sichtbare und unsichtbare Beeinträchtigungen. Auch psychische Belastungen wie mein Trauma sind nicht sichtbar. Kinder brauchen Strukturen und Möglichkeiten, in dieser Gesellschaft Fuß zu fassen - mit ihren Stärken und ihren Schwächen. Und wenn es "nur eine Sache" ist, mit der sie brillieren: egal. Lasst sie damit glänzen.
Was würdest du Pflegekindern sagen, die in eine neue Familie kommen?
Sucht gemeinsam einen sicheren Hafen. Nehmt euch Zeit - für Entwicklung, für Vertrauen. Und ja: Am Ende müsst ihr auch selbst arbeiten, man kann sich nicht alles in die Wiege legen lassen. Aber wenn die richtigen Menschen an eurer Seite sind, ist vieles möglich.
Und was würdest du Menschen sagen, die überlegen, Pflegeeltern zu werden?
Mit offenem Herzen rangehen, Kinder nicht "abfrühstücken" - Zeit nehmen und dranbleiben. Zuhören reicht manchmal schon. Es braucht "liebevolle Strenge" und Regeln. Und es braucht Geduld und Zeit. Jedes Kind hat eine eigene Geschichte; manchmal arbeitet man mit der Herkunftsfamilie zusammen, manchmal gibt es keinen Kontakt. Entscheidend ist, verlässlich zu bleiben.
Wo stehst du heute?
Meine Geschichte ist lang - die kann man nicht komplett zusammenfassen. Der Anfang lässt sich erzählen. Heute bin ich 27, lebe in meiner eigenen Wohnung, bin Anästhesiepfleger - und finde meinen Weg.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Kampagne "Zeit, die prägt" geführt.
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Stefan kam als Kind in Verwandtschaftspflege - mit Schmerz und Verunsicherung. Dort erfuhr er Wärme und Geborgenheit. Heute sagt er: Der Weg hat mich geprägt. Und ich gebe weiter, was mir geholfen hat.
Hinweis zur Anonymität: Der Interviewpartner wünscht die Veröffentlichung unter seinem Vornamen. Die Identität des Interviewpartners ist dem BMBFSFJ bekannt.
Möchten Sie Sich kurz vorstellen?
Ich bin Stefan, 54 Jahre alt, verheiratet. Ich habe einen leiblichen Sohn (25) und einen Pflegesohn (11).
Wie erinnern Sie sich an den Moment, als Sie zu Ihrer Pflegefamilie gekommen sind?
Ich kam in Verwandtschaftspflege zu meinem Cousin - und trotzdem war er zunächst ein fremder Mensch. In dieser Zeit habe ich viel Schmerz und große Verunsicherung empfunden. Ich wurde direkt von zu Hause abgeholt, der Augenblick war für mich durchaus traumatisch.
Was hat Ihnen Ihre Pflegefamilie damals am meisten gegeben?
Vor allem Wärme und Geborgenheit - und dass man mich erst einmal in Ruhe gelassen hat. Weil es familiär blieb, hatte ich noch Kontakt zu meiner Oma, dem wichtigsten Menschen in meinem Leben, zu meinen drei Tanten und zu meiner Halbschwester.
Gab es einen besonderen Augenblick, der Ihnen bis heute im Herzen geblieben ist?
Das erste Weihnachtsfest dort, es war so liebevoll und ruhig.
Welche Herausforderungen haben Sie in dieser Zeit erlebt - und wie wurden Sie unterstützt?
Natürlich hatte ich therapeutische Unterstützung, aber vieles wurde letztendlich nicht angesprochen. Ich habe es den Menschen um mich herum nicht immer leicht gemacht: Vertrauen aufzubauen fiel mir schwer, mich zu öffnen noch mehr. Vieles habe ich mit mir allein ausgemacht, der Zugang zu meinem Inneren war für andere nicht einfach. Gleichzeitig hat man mich so sein lassen, wie ich bin - trotz aller Schwierigkeiten.
Inwiefern hat das Leben in einer Pflegefamilie Ihren weiteren Lebensweg beeinflusst?
Ich bin dankbar, dass sich dieser Weg geöffnet hat und ich nicht ins Heim musste. Mir wurde viel ermöglicht, ich konnte Erfahrungen sammeln und mich weiterentwickeln. Ich kam mit sieben Jahren in die Pflegefamilie, da war schon einiges in meinem Leben passiert. Schule, Ausbildung, Auszug - all das hat mich geprägt, und ich wurde unterstützt. Diese Erfahrungen und meine Geschichte haben schließlich dazu geführt, dass ich selbst ein Kind aufgenommen habe und heute in diesem Bereich arbeite.
Was würden Sie einem Kind sagen, das gerade in eine Pflegefamilie kommt?
Bei aller Unsicherheit und bei allem Schmerz: Lass dir Zeit. Du musst niemandem gefallen - sieh es als Chance. Stell Fragen, wenn du welche hast, und nimm an, dass du angenommen und geliebt bist. Niemand verlangt von dir, die Vergangenheit zu vergessen. Versuche dich zu öffnen; alleine ist das schwer zu schaffen. Du bist du - und deine Eltern bleiben deine Eltern, egal was passiert ist.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Kampagne "Zeit, die prägt" geführt.
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Dr. Christian Erzberger erklärt, was Pflegeeltern erwartet, welche Unterstützung zählt - und warum Kontinuität, Auswahl und Zusammenarbeit der Schlüssel zum Gelingen sind.
Möchten Sie Sich und Ihre Arbeit kurz vorstellen?
Ich bin Diplom-Sozialpädagoge/Sozialarbeiter, Diplom-Soziologe und Doktor der Philosophie. Nach elf Jahren in der sozialwissenschaftlichen Grundlagenforschung an der Universität Bremen habe ich 1989 die Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung e. V. (GISS) mitgegründet und war dort bis 2024 im Vorstand und als Projektleiter tätig. Ich bin Mitgründer des Kompetenzzentrums Pflegekinder in Berlin, für das ich nun überwiegend tätig bin. Auch war ich Mitglied im Dialogforum "Pflegekinderhilfe", das unter anderem die stärkere Verankerung der Pflegekinderhilfe im Kinder und Jugendstärkungsgesetz unterstützt hat. Meine Schwerpunkte reichen von Evaluationen in der Jugendhilfe über Organisationsentwicklung und Beratung für Jugendämter und freie Träger bis zu Seminaren zur Struktur, Prozess und Qualitätsentwicklung. Zudem wirke ich an der bundesweiten CLSStudie (Care Leaver Statistics) mit, in der über Jahre bis zu 2000 CareLeaver aus Pflegefamilien und stationären Unterbringungen begleitet werden.
Welche Vorteile bietet das Aufwachsen in einer Pflegefamilie für die Kinder, im Gegensatz zum Aufwachsen in einer Heimeinrichtung?
Zunächst sollten beide Arten aufzuwachsen nicht gegeneinandergesetzt werden. Pflegefamilien und Heime sind keine Konkurrenz, sie erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Jüngere Kinder - oft bis etwa zehn Jahre, inzwischen auch viele unbegleitete minderjährige Geflüchtete - profitieren besonders von einem verlässlichen Alltag in einer "normalen" Familie: vertraute Bezugspersonen, die da sind, wenn es darauf ankommt, und Regeln, die flexibel und der Situation angemessen gelebt werden. Heime arbeiten professionell im Schichtbetrieb, meist für ältere Kinder und Jugendliche, mit klaren, oft schriftlich festgelegten Strukturen. Entscheidend ist nicht das Etikett, sondern die Passung: Welche Lebensform und Unterstützung passen zu den Bindungsbedürfnissen und zur konkreten Situation des Kindes? Es gibt auch kleine Kinder, für die eine Familie nicht die geeignete Form ist. Bitter ist es, wenn ein Kind eine Familie bräuchte, aber keine passenden Pflegepersonen gefunden werden und es deshalb in einer Einrichtung leben muss.
Welche Rolle spielen die Jugendämter?
Gesetzlich ist die Vollzeitpflege nach § 33 SGB VIII eine Hilfe zur Erziehung und damit beim Jugendamt verankert. Der Pflegekinderdienst ist typischerweise direkt im Jugendamt angesiedelt, er kann aber auch von einem freien Träger übernommen werden. So oder so liegt die Verantwortung am Ende beim Jugendamt. Zentral ist das Hilfeplanverfahren: In regelmäßigen Abständen setzen sich Fachkräfte des Pflegekinderdienstes und des Jugendamts mit den Pflegeeltern, den Eltern, je nach Alter auch mit dem Kind und weiteren Beteiligten zusammen. Man bespricht, wie es dem Kind geht, welche Unterstützung nötig ist und wie die Perspektive aussieht. Viele Dauerpflegen entstehen aus der Bereitschaftspflege: Das Kind wird kurzfristig aufgenommen, während das Jugendamt die soziale, psychische und körperliche Situation intensiv klärt. Je genauer diese Klärung, desto besser lassen sich passende Pflegepersonen auswählen und informieren. Grundsätzlich ist wichtig zu wissen, dass die Pflegekinderhilfe sich von der Adoption in einem wesentlichen Punkt unterscheidet: Zumindest in der ersten Zeit kann eine Rückführung möglich sein. Je länger ein Kind in der Pflegefamilie lebt und Bindungen aufgebaut hat, desto unwahrscheinlicher wird sie. Hilfeplangespräche prüfen fortlaufend, ob die Hilfe weiterhin notwendig und geeignet ist.
Welche Herausforderungen bringen Pflegekinder mit in die Familien?
Kinder, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können - manche kommen als Säuglinge direkt aus dem Krankenhaus in die Pflegefamilie -, haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Sie brauchen Aufmerksamkeit, Zeit und passgenaue Unterstützung. Pflegeeltern werden dabei von Fachkräften begleitet und profitieren von Vorbereitung und Beratung. Es hilft, mit viel Toleranz, Geduld und Humor in den Familienalltag zu gehen. Was anfangs "besonders" wirkt, wird mit der Zeit zur Normalität und kann das Familienleben sogar bereichern. Manchmal ist die Außenperspektive herausfordernd: Pflegefamilien erleben viel Anerkennung, aber auch Unverständnis. Ein selbstbewusstes, gelassenes Auftreten ist hilfreich - Pflegefamilien leisten einen wichtigen Dienst, vor allem schenken sie Kindern einen sicheren Ort und Zugang zu verlässlichen sozialen Netzen. Leider erleben Pflegekinder bisweilen Diskriminierung, etwa in Schulen oder Vereinen. Dann heißt es, die Kinder zu stärken und Einrichtungen zu sensibilisieren. Und: Die Herkunftseltern bleiben Teil der Geschichte. Kontakte und Kommunikation sind nicht immer einfach, können aber das Pflegeverhältnis stabilisieren. Über allem steht das Ziel, Kindern trotz - und gerade wegen - ihrer Benachteiligungen Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen.
Welche spezifischen Unterstützungen benötigen Pflegekinder?
Es gibt immer Gründe, warum die Kinder nicht bei ihren Eltern aufwachsen können. Unterstützung ist immer individuell. Es gibt Kinder mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Ausprägungen und auch solche mit psychischen Beeinträchtigungen, etwa durch Traumatisierungen. Besonders häufig ist eine FASDDiagnose (Fetal Alcohol Spectrum Disorders - Fetale Alkoholspektrumsstörung) bei den Kindern. Entwicklung und Verhalten sind hier nicht immer vorhersehbar, entsprechend breit ist das Spektrum möglicher Hilfen. Unverzichtbar ist ein fester, sicherer Lebensort, der Teilhabe ermöglicht. Pflegekinderdienste bereiten Pflegeeltern vor, informieren über Bedarfe und begleiten eng. Sorgfältige Auswahl und passgenaue Vermittlung sind zentral - damit das Kind Heimat findet und die Pflegefamilie eine langfristige Perspektive hat.
Eignet sich das Modell Pflegefamilie auch für unterschiedliche Lebensentwürfe?
Ja, unbedingt. Neben klassischen Konstellationen gibt es heute viele Modelle: gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Alleinerziehende - mit einer elterngeldanalogen Unterstützung im ersten Pflegejahr -, Patchworkfamilien und mehr. Maßgeblich ist allein, ob der Lebensentwurf zum Kind passt und auf Verlässlichkeit angelegt ist. Viele Pflegekinder haben Brüche erlebt; weitere Diskontinuitäten sollten unbedingt vermieden werden.
Welche Rolle spielen die Eltern der Kinder bei der Durchführung der Hilfe?
Die Eltern bleiben Eltern. Ihre Rolle ändert sich: Sie haben ein Kind "verloren" und erleben oft Schuld und Scham. Wenn sie sehen, dass es dem Kind in der Pflegefamilie gut geht, kann Konkurrenz entstehen - beim Kind wiederum Loyalitätskonflikte. Ein kompletter Ausschluss der Eltern (was nur selten bei akuter Kindeswohlgefährdung nötig ist) führt oft dazu, dass sie idealisiert werden. Standard sind Umgangskontakte, begleitet von Fachkräften, in geschützter oder öffentlicher Umgebung. Das Gesetz fordert inzwischen stärker eine eigenständige Arbeit mit Eltern; viele Jugendämter und Träger bieten dafür Formate wie Cafés für Eltern und Pflegeeltern oder Gruppenangebote an. Ziel ist, Eltern zur Akzeptanz oder sogar aktiven Begleitung des Pflegeverhältnisses zu befähigen. Das spüren Kinder und Pflegefamilien direkt: Loyalitätskonflikte nehmen ab, Zusammenarbeit wird stabiler. Für Pflegeeltern gehören Kontakte zu den Eltern dazu - die fachliche Gestaltung liegt primär beim Pflegekinderdienst.
Wie werden Pflegeeltern unterstützt - und was erwartet sie im Alltag?
Ein Pflegekind aufzunehmen ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe und oft auch ein Abenteuer, denn manches zeigt sich erst im Verlauf. Die Pflegeeltern sind jedoch nicht allein: Der Pflegekinderdienst begleitet, hilft bei der Integration, vermittelt bei Bedarf Therapien und sorgt bei Überlastung frühzeitig für Entlastung. Fortschritte kommen oft langsam, dafür sind sie umso sichtbarer - getragen von Sicherheit und Beständigkeit. Ein Satz eines Kindes auf einer Bergwanderung bringt das gut auf den Punkt: "Je höher wir in die Berge wandern, desto bewusster empfinde ich Dankbarkeit gegenüber meinen Pflegeeltern."
Welchen Rat geben Sie Menschen, die über die Pflegeelternschaft nachdenken und sich noch nicht entschieden haben?
Informieren Sie sich gründlich und sprechen Sie mit dem örtlichen Pflegekinderdienst oder Jugendamt, besuchen Sie Infoveranstaltungen und holen Sie sich Erfahrungen aus erster Hand bei Pflegefamilien. Binden Sie Ihre Partnerin oder Ihren Partner ein; wenn eigene Kinder da sind, reden Sie offen über das Vorhaben und die Veränderungen und nehmen Sie sie gern zu Terminen mit. Verstehen Sie Pflegeelternschaft als langfristiges Engagement fürs Kind: Auch wenn es finanzielle Leistungen gibt, stehen Entwicklung, Förderung und Teilhabe des Kindes im Vordergrund - auch bei Beeinträchtigungen. Neugier, Geduld, Offenheit und Humor sind gute Begleiter. Beziehungen zu Pflegekindern sind besonders und tragen oft über die Hilfezeit hinaus.
Und wichtig: Sie werden nicht allein gelassen. Unterstützung ist in der Regel nur einen Anruf entfernt. Pflege ist ein institutionell gut abgesichertes Abenteuer - und eine große soziale Leistung für unsere Gesellschaft.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Kampagne "Zeit, die prägt" geführt.
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Sonja Möller leitet den Pflegekinderdienst Braunschweig und sagt: "Jedes Kind hat ein Recht auf Familie". Vorbereitung, psychologischer Dienst und klare Abläufe sollen eines sichern: stabile Bindungen - und gute Zusammenarbeit, wenn Wege schwierig sind.
Möchten Sie Sich und Ihre Arbeit kurz vorstellen?
Ich heiße Sonja Möller, bin 54 und komme aus Slowenien. Weil mein Ehemann auch nach einigen Jahren kein Slowenisch sprechen konnte, entschieden wir vor 25 Jahren in Deutschland zu leben. Zu meinem Master in Wirtschaftswissenschaften habe ich später einen Bachelor in Sozialer Arbeit ergänzt - so bin ich zum Pflegekinderdienst der Stadt Braunschweig gekommen. Heute leite ich den Dienst. Wegen unserer Größe habe ich keine eigenen Fälle, sondern schaffe für 15 Kolleginnen gute Rahmenbedingungen, damit sie Kinder, Eltern und Pflegeeltern verlässlich begleiten können. In der Bereitschaftspflege sorgen wir dafür, dass auf die Kinder, die in Obhut genommen werden müssen, sichere Orte und liebevolle Erwachsene warten.
Welche Unterstützung bieten Sie Pflegefamilien - von der Vorbereitung bis zum Alltag mit dem Kind?
Es ist uns wichtig, für unsere Pflegefamilien da zu sein. Wir führen die gesamten Vorbereitungsprozesse komplett selbst durch, um zukünftige Pflegeeltern gut kennenzulernen und in unterschiedlichen Situationen zu erleben. Erste Anlaufstelle zu sein, wenn es nicht gut läuft, ist uns wichtig. Die wichtigste Unterstützungsform ist die Beratung: Wir betreuen über 200 Pflegefamilien und verfügen somit im Team über einen großen Erfahrungsschatz, den wir den Familien gerne zur Verfügung stellen. Wir bieten Vorträge im Rahmen der Pflegeelternakademie an und organisieren Veranstaltungen, um Kontakte zu knüpfen und den Austausch zu ermöglichen. Der Pflegekinderdienst in Braunschweig hat einen eigenen psychologischen Dienst. Die Psychologin wird bereits in die Vorbereitungsprozesse eingebunden, um die Hürde, psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen, so niedrig wie möglich zu halten. Ambulante Hilfen können gewährt werden. Wenn eine Auszeit benötigt wird, greifen wir meist auf Bereitschaftsfamilien zurück.
Welche Vorteile bietet das Aufwachsen in einer Pflegefamilie für die Kinder, im Gegensatz zum Aufwachsen in einer Heimeinrichtung?
Beides hat seinen Platz, wenn die Eltern aus unterschiedlichen Gründen nicht für ihre Kinder sorgen können und eine stationäre Unterbringung notwendig ist; je nach Alter, Geschichte und Belastung des Kindes. So ist es wichtig zu betonen, dass beide Formen der stationären Unterbringung notwendig sind, um die für jedes Kind beste Lösung zu finden. Und dennoch hat jedes Kind das Recht auf Familie. Die Bindung gehört zu den Grundbedürfnissen eines Kindes: Pflegeeltern sind feinfühlig und verlässlich da - rund um die Uhr. So entstehen neue Bindungen und korrigierende Erfahrungen. Kontinuität und Verlässlichkeit prägen positiv und lassen sich im Schichtsystem einer Einrichtung nur begrenzt herstellen.
Können Sie von einer Situation berichten, in der Pflegeeltern und Jugendamt gemeinsam eine schwierige Phase gut gemeistert haben?
Unsere Dienstbesprechungen beginnen mit den "Highlights der Woche". Das stärkt den Blick für Fortschritte. Wir freuen uns gemeinsam, wenn es uns gelingt, für die Kinder, die einen besonders schwierigen Start ins Leben hatten, eine passende Familie zu finden. Eine Kollegin berichtete von einem kleinen Mädchen, das nach einem Besuchskontakt in der Mitte ging - an jeder Hand eine Mutter. Die leibliche Mutter war zunächst gegen die Pflegefamilie. Durch Elternarbeit konnte sie Trauer und Verletzung einordnen und ihrer Tochter aktiv die Erlaubnis geben, in der Pflegefamilie aufzuwachsen. Solche Momente zeigen, was gemeinsame Arbeit bewirken kann.
Welche typischen Sorgen oder Vorbehalte hören Sie oft - und wie reagieren Sie darauf?
Für das Finden neuer Pflegeeltern ist die größte Hürde die Überzeugung der Gesellschaft, dass die Pflegekinder jederzeit aus den Familien genommen werden können. Häufig lautet der Satz: "Pflegemutter könnte ich nicht werden - ich würde eine plötzliche Trennung nicht aushalten." In solchen Momenten versuche ich aufzuklären, wie umfangreich die Perspektivklärungsprozesse gestaltet werden und, dass einer Trennung von Eltern und Kind in der Regel intensive Bemühungen im Rahmen der Frühen Hilfen, ambulanter Hilfe zur Erziehung und/oder Mutter/Vater-Kind Einrichtung vorausgehen.
Missverständnisse gibt es auch beim Gedanken "einer anderen Mutter das Kind wegnehmen". In der Mitte der Gesellschaft ist unvorstellbar, wie manche Familien durch eine Häufung von Unterversorgungslagen gekennzeichnet sind und dass es Eltern gibt, die es auch bei umfangreicher Unterstützung nicht schaffen, sich selbst um ihre Kinder zu kümmern. Auch an dieser Stelle nehmen wir uns Zeit und berichten über die Lebenswelten der Eltern, die nicht gemeinsam mit ihren Kindern leben können. Wenn man nicht im sozialen Bereich arbeitet, kann man sich nicht vorstellen, wie vielfach die psychosozialen Belastungen sein können.
Was sind aus Ihrer Erfahrung die häufigsten Beweggründe von Menschen, Pflegeeltern zu werden?
Die Beweggründe sind sehr unterschiedlich und werden in den Vorbereitungsprozessen intensiv reflektiert und hinterfragt. Unterschiedliche Motive beeinflussen unsere Vorbereitungsprozesse und die Arbeit mit Familien. Aus unserer Erfahrung ist es wichtig, einen tiefen Wunsch zu haben, mit Kindern zu leben. Ob das bedeutet, dass man einen unerfüllten Kinderwunsch hat, man sich Geschwister für die leiblichen Kinder wünscht oder noch Platz am Esstisch hat, ist zweitrangig. Allein "etwas Gutes tun" zu wollen, trägt selten über Jahre. Die Aufnahme eines Pflegekindes verändert den Alltag grundlegend. Bricht das Engagement weg, wäre das ein weiterer Bruch in der Lebensgeschichte des Kindes - dieses Risiko wollen wir vermeiden.
Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft der Pflegekinderarbeit?
Ich wünsche mir die Aufklärung der Gesellschaft, damit die Pflegeeltern die Wertschätzung und Unterstützung erfahren, die notwendig ist, um diese gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen. Eine Stärkung des Stellenwerts der Pflegekinderhilfe - sie kann Leben nachhaltig verändern und wirkt sogar positiv auf kommunale Haushalte. Für unseren Dienst wünsche ich mir weiterhin gute Arbeitsbedingungen, um Kinder, Eltern und Pflegeeltern verlässlich zu begleiten. Unser Beitrag zum Kinderschutznetz mit Bereitschafts- und Dauerpflegeplätzen wird anerkannt. Ich wünsche mir, dass dieser Weg weiterverfolgt wird.
Das Interview wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Kampagne "Zeit, die prägt" geführt.