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„Wie Achterbahn fahren"
Als Betül und Cenk ihren kleinen Sohn in der Geburtsklinik zum ersten Mal sahen und ihn bald darauf zu sich nehmen konnten, war dies für sie wie Achterbahn fahren. Freunde organisierten schnell eine Erstausstattung für ihr Kind. So hatten Eltern und Sohn Zeit, sich zu „beschnuppern“ und kennenzulernen. Gemeinsam berichten sie, wie die Adoptionsvermittlungsstelle sie begleitet hat und was für sie im Austausch mit anderen Eltern wichtig ist.
[Die Adoptiveltern sitzen in einer Parkanlage zusammen auf einem umgelegten Baumstamm, während sie erzählen. Es ist ein sonniger Herbsttag; der Boden ist mit Laub bedeckt.]
[Betül, Adoptivmutter]
Also mein Wunsch war vornehmlich zu adoptieren. Das war schon immer ein Wunsch von mir.
[Cenk, Adoptivvater]
Die Entscheidung zu adoptieren, kam von meiner Frau. Sie hat mir diese Idee vorgestellt und ich war nicht abgeneigt, so dass wir gesagt haben, ja, wir machen uns jetzt auf den Weg. Genau.
[Betül, Adoptivmutter]
Es geht darum, dass man, bevor man mit dem Adoptionsprozess beginnt, mit dem eigenen Kinderwunsch auch abgeschlossen hat. Es soll daher kein Ersatz sein, sondern es ist ein komplett neuer Weg, den man beginnt mit der Adoption.
Wichtig ist auch, dass man für ein Kind eine passende Familie findet und kein passendes Kind für die wartende Familie. Nachdem wir den Adoptionsprozess beendet haben, hat zwei Wochen später mein Telefon geklingelt. Ich war im Homeoffice, mein Mann im Büro und dann hat eine Dame von der Adoptionsbehörde angerufen und mir mitgeteilt, dass ein Kind geboren worden ist. Die Dame hat uns am Telefon das Geschlecht mitgeteilt, das Alter, die Herkunft und den Gesundheitszustand. Nach diesen Anrufen haben wir uns bei der Adoptionsstelle gemeldet und haben gesagt: Hallo, wir würden gerne das Kind kennenlernen. Wo können wir uns treffen? Und sind dann zwei Stunden später in die Charité in Wedding gefahren.
[Es sind weiterhin die Adoptiveltern zu sehen, wie sie erzählen. Zwischendurch werden Sequenzen von der sonnigen Parkanlage, Enten und Statuen gezeigt.]
[Cenk, Adoptivvater]
Wir waren überwältigt. Das waren aber auch Gefühle und eine Situation, die wir so gar nicht kannten und auch nicht kennen konnten, weil wissen Sie, Sie haben keine Vorbereitungszeit, keine 9 Monate. Sie haben ein Adoptionsverfahren, das letzten Endes so war wie es ist und das war gut. Aber sich auf diesen Tag vorzubereiten, wenn dann der Anruf kommt, das ist so unbeschreiblich. Also da erlebte ich zumindest, ich kann für mich sprechen, ein Wechselbad der Gefühle. Das war wie Achterbahn fahren und vielleicht noch mehr.
[Es sind weiterhin die Adoptiveltern zu sehen, wie sie erzählen. Zwischendurch wird die Hand des Adoptivvaters mit dem Ehering gezeigt.]
[Betül, Adoptivmutter]
Wir sind zusammen mit der Vermittlerin, mein Mann und ich, in ein Zimmer gegangen, wo unser Kleiner schon lag, und konnten ihn kennenlernen und ihn auf den Arm nehmen, ihm das Fläschchen geben und konnten uns sozusagen beschnuppern und sollten dann, wenn wir soweit sind, noch mal uns entscheiden. Kommt es für uns in Frage oder nicht? Und natürlich kam es für uns in Frage. Dann haben wir mit der Vermittlerin die Papiere unterschrieben und durften unsere erste Nacht gemeinsam als Familie im Krankenhaus übernachten. Und am nächsten Tag wurden noch mal Untersuchungen gemacht und dann durften wir das Krankenhaus verlassen.
[Cenk, Adoptivvater]
Als wir nach Hause gekommen sind, standen wir erst mal da und wir hatten keine Erstausstattung. Wir hatten quasi nichts gehabt. So zumindest gingen wir mit den Gedanken los vom Krankenhaus nach Hause. Und als wir dann zu Hause ankamen, dann waren wir wieder überwältigt, denn Freunde hatten wirklich alles von A bis Z organisiert, also alles, was man braucht für die Erstausstattung. Und als wir das gesehen haben, das war dann so - ja, da fiel eine Last quasi auch von uns, denn wir durften das ja auch gar nicht. Also wir haben es auch nicht, denn in dem Adoptionsverfahren ging es nicht darum, dass Sie sich exakt organisiert auf alles vorbereiten. All die Ausstattung besorgen, sondern nein, Sie warten erst mal ab und so war es dann auch. Und ob es jetzt die Windeln sind, ob das das Kinderbett ist, die Milchflaschen, wirklich alles von A bis Z. Es war alles vorhanden.
[Die Adoptiveltern gehen im Park spazieren. Es sind Blätter zu sehen, die von den Bäumen fallen. Danach werden wieder die Adoptiveltern gezeigt, wie sie erzählen.]
[Betül, Adoptivmutter]
Nachdem wir unseren Kleinen zu uns geholt haben, haben wir natürlich erst mal eine gewisse Zeit bekommen, wo wir uns zusammenfinden konnten, und dann wurden regelmäßige Treffen mit der Adoptionsbehörde vereinbart, ich glaube, alle drei Monate. Dass uns die Dame zu Hause besucht hat und gefragt hat, wie es uns geht. Und dann gibt es ja noch diverse Unterlagen, die man benötigt, und da wurden wir unterstützt und auch immer auf dem Laufenden gehalten. Aber man hat schon sehr, sehr nahen Kontakt zueinander und wird auch wirklich gut geführt. Man wird nicht allein gelassen.
[Cenk, Adoptivvater]
Unser Sohn ist nicht als deutscher Staatsbürger geboren worden, das ist erst mal keine Hürde. Eine Hürde war allerdings die Ausstellung der ganzen Dokumente wie Reisepass beispielsweise, denn insgesamt im Adoptionsverfahren - die formalen Dinge sozusagen - diese auf den Weg zu bringen, das waren schon Herausforderungen. Allerdings standen wir da auch nie alleine vor diesen Herausforderungen, denn zum Glück hatten wir eine sehr engagierte Vormünderin, die sich gerade was die Ausstellung des Reisepasses anbelangt, da auch wirklich fachlich darum gekümmert hat und es dann auch ausgestellt werden konnte.
Wichtig ist uns dabei auch noch zu sagen, dass wir an jeglichen Veranstaltungen, Treffen teilnehmen, angefangen von der Adoptionsvermittlungsstelle, die, ich glaube, jährlich stattfindende Sommerfeste organisiert und alle Adoptiveltern einlädt. Daran nehmen wir sehr gerne teil. Denn so ist das noch mal auch ein Zusammenkommen von allen Adoptiveltern, die von ihren Erfahrungen berichten können, wo die Kinder auch miteinander spielen. Das ist auch sehr schön.
[Die Adoptiveltern lachen. Während die Adoptiveltern erzählen, werden weitere Sequenzen von der Parkanlage eingeblendet.]
[Betül, Adoptivmutter]
Für mich ist auch wichtig, dass unser Sohn weiß, dass er nicht der Einzige ist, der adoptiert ist und dass es auch andere Kinder gibt mit mehreren Eltern.
[Es wird rückblickend gezeigt, wie der Adoptivvater den Baumstamm, auf dem sie während des Gesprächs sitzen, sieht und zum Hinsetzen vorschlägt. Die Adoptivmutter setzt sich zu ihm.]
[Cenk, Adoptivvater]
Über Adoption müssen wir sehr transparent und sehr offen sprechen und das ist auch, glaube ich, unsere Aufgabe. In dem Netzwerk, in dem wir uns jetzt befinden, nämlich das Netzwerk der Adoptiveltern, das Thema nahe zu bringen, gerade an unsere Kinder, die damit aufwachsen und keinerlei Ängste, Fürchte, Sorgen haben sollten. Denn Adoption ist auch mittlerweile für uns eines der Themen, das das normalste der Welt ist.
[Ein Ast mit Blättern ist zu sehen. Er wird von der Sonne angeschienen.]