-
Kontakt Wir beantworten Ihre Fragen.
-
Beratung vor Ort Finden Sie zuständige Behörden und Beratungsstellen.
Sie befinden sich hier:
„Diesen Weg geht man nicht allein“
Der Bewerbungsprozess für die Adoption dauerte bei Christian und seiner Frau mehrere Monate und brachte auch Unsicherheiten mit sich. Allein gelassen fühlten sie sich nicht auf diesem Weg. Die Informationsveranstaltungen und Gespräche mit der Adoptionsvermittlungsstelle haben ihnen geholfen. Worum es bei den Fragen im Bewerbungsverfahren ging und warum es dabei keine richtigen oder falschen Antworten gab, erklärt er im Video.
[Christian, Adoptivvater]
[Ein sonniger Herbsttag. Auf einem Spielplatz schwingen Schaukeln hin und her. Der Adoptivvater geht spazieren und setzt sich schließlich, während er erzählt.]
Meine Frau und ich haben zwei Kinder adoptiert. Eins haben wir schon adoptiert, das andere ist noch ganz klein, ist gerade in Adoptivpflege bei uns. Als meine Frau und ich uns entschieden haben, dass wir adoptieren wollen, war da sehr viel Unsicherheit da, was wir machen mussten, wie das alles funktioniert.
Und dann waren wir tatsächlich bei der Info-Veranstaltung vom Adoptionsdienst, von der Adoptionsvermittlungsstelle, mit anderen Adoptiveltern in spe. Und das fand ich sehr hilfreich, weil man auch dann auf einmal nicht mehr das Gefühl hat, man ist ganz alleine, sondern es gibt andere, die auch in der Situation sind und man hat sich schon ein bisschen vernetzt.
Bei den Informationsveranstaltungen fand ich es einfach sehr hilfreich, dass uns schon mal ein bisschen was über den Prozess erzählt wurde - also wie es weitergeht und dass wir vor allem den Eindruck hatten, man wird ein bisschen an die Hand genommen. Natürlich muss man sich selber rückmelden und sich damit auseinandersetzen. Aber es gibt eine gewisse Struktur und man ist nicht ganz alleine auf diesem Weg, sondern da sind die Leute der Adoptionsvermittlungsstelle und den Weg geht man gemeinsam.
[Der Adoptivvater sitzt und erzählt. Zwischendurch werden kurze Sequenzen von der herbstlichen Anlage gezeigt.]
Ganz zu Beginn wird an den harten Fakten überprüft: Wie lange ist man zusammen? Ist man verheiratet? Hat man mit dem Kinderwunsch, also mit dem Wunsch nach einem leiblichen Kind, abgeschlossen, sodass man sich wirklich auf ein Adoptivkind einlassen kann? Ist die ganze Lebenssituation, was die materiellen Dinge angeht, so, dass die Voraussetzungen erfüllt sind?
Der eigentliche Auswahlprozess oder der Bewerbungsprozess, der hat ein paar Monate gedauert und beinhaltete eine ganze Reihe von Gesprächen vor Ort über verschiedene Sachen. Sei es unsere familiäre Situation, unsere Paarsituation, Erfahrungen, die wir gemacht haben mit Erziehung, mit Erziehungsmethoden, Vorstellungen von einem zukünftigen Adoptivkind, wie wir damit umgehen wollen und eben Lebensberichten und vor allen Dingen einem großen Fragebogen. Das ist wahrscheinlich das Herzstück des Ganzen. Das sind 20 Seiten ungefähr. Die beinhalten auf der einen Seite ganz formale Dinge: Wie ist unsere Lebenssituation, was arbeiten wir, wie ist unser familiäres Umfeld? Welche Eltern leben wo und wer kann uns unterstützen?
Und der ganze hintere Teil dieses Fragebogens dreht sich eigentlich um unsere Erfahrungen mit unserer Erziehung, unsere Vorstellung von Erziehung. Was für uns am schwersten war, waren diese ersten Fragen. Was trauen wir uns zu bei einem Adoptivkind und was nicht? Weil man das Gefühl hat, wenn man ein "Nein" ankreuzt, man sagt zu irgendeiner kleinen Person Nein. Auf der anderen Seite ist es doch genau der Punkt, wo diese ganzen Informationsveranstaltungen vorher sehr geholfen haben, wo es einfach klar war, es geht an der Stelle nicht darum, einfach irgendein Kind zu bekommen. Sondern man muss dem Adoptivkind mit den speziellen Herausforderungen - die jedes Kind mit sich bringt - gerecht werden und man muss auch der Situation gewachsen sein. Es war auch kein Problem.
Auf manche Fragen haben wir auch unterschiedlich geantwortet und um diese Differenzen ging es dann eben in den Gesprächen auch. Da sind wir also zusammen mit den Sozialarbeiterinnen dann die Fragen durchgegangen und haben auch ein bisschen was dazu erzählt, auch wie wir das meinen vielleicht, die Antwort oder was uns da besonders wichtig war. Also es gibt keine richtigen und falschen Antworten. Es geht darum zu verstehen, dass den Leuten hier klar war oder klar geworden ist: Was sind für uns die wichtigen Dinge? Denn nachher am Ende geht es ja darum, dass irgendwo ein Kind geboren wird und dann das Team oder all die Personen hier entscheiden müssen, welcher Familie geben sie dieses Kind, in welche Familie geben Sie dieses Kind? Und dazu ist es wichtig, dass es eben ein möglichst ehrliches Bild von uns gibt. Und wir haben deswegen auch einfach ehrlich geantwortet.
[Der Adoptivvater geht spazieren. Die Sonne scheint. Danach wird der Adoptivvater im Gespräch von hinten gezeigt. Schließlich ist der Adoptivvater wieder von vorne zu sehen, während er erzählt.]
Und dann kam irgendwann die Antwort: Ja, wir können uns vorstellen, dass Sie ein Kind adoptieren. Da war aber der Prozess noch nicht zu Ende, sondern ein großer Teil des ganzen Prozesses, der folgte dann noch. Insbesondere zum Beispiel Lebensberichte, die wir geschrieben haben. Und ganz viel geht auch darum, dass man sich mal zum ersten Mal manchmal Gedanken macht über bestimmte Fragestellungen wie: Was hat man an der Erziehung, die man selber von seinen Eltern bekommen hat, was hat man gut gefunden? Wie hat man das erlebt? Wie möchte man selber erziehen?
[Es ist zu sehen, wie der Adoptivvater erzählt. Zwischendurch setzt die Kamera den Fokus auf seine Gestikulation mit seinen Händen.]
Es fühlt sich manchmal irgendwie auch unfair an, es ist einfach so, man hat eine Geschichte mit Kinderwunsch und kommt dahin und möchte ein Kind adoptieren. Und der ganze Prozess ist sehr lang. Man gibt auch sehr viele Informationen von sich preis, auch sehr, sehr persönliche Informationen. Aber insgesamt gibt es da zwei Sachen, die mir geholfen haben, ich sag mal, damit klarzukommen. Das eine ist, das mir völlig klar ist und ich auch total sinnvoll und richtig finde. Es gibt ein Kind, das ist in staatlicher Obhut und die staatliche Obhut muss sicherstellen, dass das Kind nicht irgendwo hingegeben wird, wo es dem Kind nicht gut geht. Dazu gehört aber eben auch, dass man sich über bestimmte Sachen vielleicht mal mehr Gedanken macht oder mehr Gedanken machen muss, als das vielleicht bei einem leiblichen Kind ist.
Und gerade diese ganzen Vorgespräche und dieses Reflektieren über Erziehung und 'Wie möchte man das machen?' haben mir da schon geholfen. Ich finde das eigentlich ganz sinnvoll, dass man das vorher macht. Eigentlich kann ich nur jedem empfehlen, das vorher zu machen, bevor man irgendein Kind bekommt. Da gibt es vielleicht bei einem - oder ganz sicher - bei einem Kind mit einer Adoptivsituation, gerade wenn es älter wird, vielleicht noch mal besondere Herausforderungen. Umso wichtiger ist es vielleicht, dass man sich Gedanken macht und eben auch dabei Hilfe hat.